Hallo an alle,
wir sind gut in Mexiko (wie hässlich das Wort mit k doch aussieht) gelandet. Beim Landeanflug konnte ich nicht mal die Grenzen Mexico City's ausfindig machen, ergo muss wohl ne recht große Stadt sein ... Dann hieß es "nur noch" n paar Formulare ausfüllen und nach 2 Stunden in der Einwanderungsschlange waren auch wir die stolzen Besitzer eines Visumsstempels für 180 Tage. Dank an dieser Stelle geht an das in Orange gekleidete azerbaijanische Ping-Pong-team, das die Immigrationsbehörde einzeln passierte, von den Beamten in separate Verhörraume geführt wurde (sodass natürlich keine Angestellten an den Schaltern mehr übrig waren) und somit ein klein wenig Zeitverzögerungen verursachte.
Nachdem wir sogar unsere Fahrräder und Taschen relativ schnell abholen konnten, hat James auch schon auf uns gewartet und mittlerweile machten sich Gedanken wie „sind die überhaupt im Flieger“ breit – mittlerweile 21.30. Schnell noch n Happen bei Mac D gegessen, zum Bus so schnell wie möglich und … voll!!! Also auf nächsten Bus gewartet (22.10) und 2 Stunden später in Cuernavaca. Irgendwie war ich relativ erledigt von der langen Reise (nachts packen + Fahrt nach Hannover + nicht geschlafen im Flieger), sodass ich nur noch die Masse an unheimlich eindrucksvoll wirkenden Lichtern Mexico City’s wahrnehmen konnte, bevor ich einschlief. Muss unbedingt ein paar Bilder machen, wenn wir nach Mexico City fahren.
James (Australier und David’s bester Freund) hat sich eine mexikanische Frau (Karla) geangelt und die beiden haben einen kleinen, süßen, inzwischen 7 Monate alten Wonneproppen namens Rigel (sprich Richel, ch wie in ich und das r ein wenig Rollen – also nicht wie der Schokoriegel) Rigel ist echt niedlich, relativ pflegeleicht und lernt grad zu sprechen – oder besser gesagt Laute zu formulieren. Das kann mitunter recht ermüdend sein, wenn sie stundenlang andauernde Affengeräusche von sich gibt. In den letzten 2 Wochen lassen die Grunzgeräusche ein wenig nach, dafür ist jetzt quieken und glucksen angesagt (weitaus stressfreier) oder weinen, weil nach meiner laienhaften Beurteilung n paar Zähnchen wachsen. Zudem haben die beiden ein megagroßes Grundstück, das am Hang liegt und über 7 Etagen geht. Hab neulich auch schon Photos geschossen, die ich jetzt eigentlich nur noch ins Netz stellen müsste.
So an sich gefällt uns Mexiko recht gut. Cuernavaca wird auch „Stadt des ewigen Frühlings“ genannt, weil es angeblich hier nicht so heiß wird, wie im Rest des Landes. (Ich weiß nicht, für mich reicht die Hitze hier aus.) Das kann ich übrigens nach dem Besuch Acapulcos und Umgebung auch bestätigen, aber dazu später. Mein Mann ist ganz begeistert von der Bauweise mexikanischer Häuser. Einfach n Betonhaus bauen, kann kruckelschief sein, wen interessierts – solange es das nächste Erdbeben übersteht … und wenn nicht, baust’e eben neu. Die Leute sind absolut herzlich und gastfreundlich, und soweit ich das bislang beurteilen kann, wird man hier preislich auch nicht so abgezogen, wie in Vietnam. Mexikanisches Essen ist auch ganz phantastisch. Kann man nicht meckern. Nicht zu scharf und einfach lecker – viel mit Tortillas und Reis und rote Bohnen.
Negativ, so weit, aber auch nicht wirklich, sollte vielleicht eher sagen gewöhnungsbedürftig:
- Security guards haben Waffen - erschrecke ich mich jedes mal.
- Stromausfall, 4x in 6 Wochen - aber wenn man mit rechnet, geht das auch. Macht man eben mal ne kleine Siesta.
- Wasser läuft nicht an allen Wasserhähnen im Haus zu jeder Tageszeit ... hmmm! Musste mein Mann neulich feststellen, nachdem er die Fahrräder eingeseift hatte und im ganzen Gartenbereich kein Wasser mehr zu finden war. Ups!
Aber man lacht dann nur, und nimmt's so hin. Hier ticken die Uhren eben etwas langsamer.
Unsere erste „Auszeit“ von der „stressigen“ Lebensweise der Mexikaner hieß 4 Tage Urlaub im Südwesten des Landes vom 4-8. März. Donnerstagnacht (oder besser gesagt Freitagmorgen) gegen 2 Uhr ging’s endlich los, nachdem das Baby, Karla, James, David, ich, 2 Zelte, Matratzen, persönliche Sachen und Gegenstände, Essen und Getränke und der Igel (!!!) in dem von James gemieteten Van verstaut waren. 4 Stunden später und völlig übermüdet sind wir dann im ersten Hotel Acapulcos abgestiegen. Nach ein paar Stunden Schlaf gab’s einen Tag in Acapulco. Ne hübsche kleine Strandstadt, eigentlich ganz nett, nichts zu Besonderes. Karla sagt, die hatten ihren Höhepunkt in den 60-70ern, was man auch merkt, wenn man sich zum Beispiel Playa Ventura (4 Stunden südlich von Acapulco, an der Küste lang) anguckt, wo wir übrigens die nächsten 3 Tage abgestiegen sind. Da siehst man schon, wer das große Geld gescheffelt und wer nix mehr vom Reichtum abgekriegt hat. Aber im Großen und Ganzen war’s recht entspannend auf der Hängematte. Ameisen waren allerdings viel grausamer als Mücken und vor allem in der Überzahl. Die p*** einem immer auf die Zehen, wo's besonders weh tut. Und natürlich gab’s auch glatt wieder Sonnenbrand für Gaby – ganz kostenlos, und nach nur 2 x 5 Min. in der Sonne (mit Wenden). Da kann man mal sehen, wie die Sonne hier brennt und natürlich ist es unerträglich heiß hier. Habe noch Wochen später gecremt und gekühlt. Übrigens// Tip für alle Alkoholiker im Urlaub: Hängematten als stabilisierende Grundlage zu benutzen, wenn man ein bisschen zu tief ins Glas geguckt hat, ist gelinde gesagt, keine gute Idee. Und besonders nicht, wenn in der Nähe noch ein Tisch steht, auf welchen man dann prompt herab stürzt (man versucht sich noch zu Festzuhalten, ist aber zu schwach und die Hängematte schwingt, sodass man den Tisch dann mit dem Rücken mitnimmt), bevor man mit dem Kopf gegen den Baum schlägt, an dem die Hängematte befestigt war. Ich hatte noch 3 Tage später beim Haarewaschen was von ... Mein blauer Fleck am Rücken hatte übrigens die Form von der Tischecke und war genau dort, wo's noch keine Verbrennungen gab. Also mein Rücken war somit rot, weiß und blau … (Weiß schon wieder, warum ich nix mehr trinke ... hmmm – Was kaufen die auch Bacardi - ist ja dann auch nicht meine Schuld ...) Montag lunchtime ging’s dann zurück nach Cuernavaca.
Anyway, zum nächsten Thema. Organisation des Trips in das Land der begrenzten Unmöglichkeiten. Wir dachten uns, dass wir das 6-Monats-Visum für die Staaten in Mexico City beantragen können. Nachdem wir unsere Anträge soweit ausgefüllt hatten, hat David dann festgestellt, dass man sein Erstvisum nur in seinem Heimatland beantragen kann bzw. um ein Visum in Mexico beantragen zu können, muss man entweder schon eins besitzen (Folgevisum) oder Mexikaner sein … was unsere Pläne ein wenig zurückgeworfen hat. Aber wir sind ja nicht unkreativ!!! Wir werden jetzt auf dem Visa Waiver ins Land fliegen, von Cancun nach Miami am 2. Juni und 3 Monate die Staaten unsicher machen. Immer unter der Vorraussetzung nicht an Mitarbeitern der strengen Einwanderungsbehörde zu scheitern.
Übrigens werden wir langsam fit dank Karla’s sehnlichstem Wunsch. Dadurch dass die beiden uns kostenlose Unterkunft zur Verfügung stellen, haben wir dem Bau eines riesengroßen Hühnerkäfigs zugestimmt. Das heißt natürlich erstmal planen und messen, was David auch gleich angepackt hat. 2. Schritt: Weg mit dem Grünzeug auf besagter Fläche und dann Mauer bauen. Aber bevor das geschehen konnte, mussten natürlich erstmal der Sand, Kies und die 50kg-Säcke Mörtel und Zement plus Steine runter getragen werden – von Etage 1 nach 7 (!!!) Meine Güte, war das ätzend! Den Sch*** schleppen ist ja schon nicht berauschend, aber dann auch noch über unebene Stufen!!! Zerrungen und Muskelkater in den Beinen stellten sich auch bei mir gleich ein. Dreck ausheben und Betonmischen waren dann auch keine angenehmeren Aufgaben, aber ich hab mich glorreich um letzteres gedrückt, indem ich freiwillig im Beton rumgestochert hab, um die Luftblasen raus zu kriegen und die Mauer letztendlich geglättet hab. Dann gab’s natürlich noch ne erhebliche Verzögerung, weil plötzlich Steine fehlten und auch der Kiesanteil vom Nachbarn falsch berechnet wurde. Leider können diese Dinge am Donnerstag vor Ostern auch nicht mehr bestellt werden, weil in Mexiko das Osterfest schon am Donnerstag anfängt. Also sitzt man rum und wartet, dass Ostern vorbei geht, sodass man dann Montag (hier kein Feiertag mehr) Steine etc. nachbestellen kann und die Mauerarbeiten Dienstag abschließen kann. Was dann letztendlich auch so geschehen ist. Jedenfalls haben wir jetzt ein paar Muckies mehr als vorher und auch konditionstechnisch haben wir ein bissl aufgestockt, was ja auch nicht schlecht ist.
Apropos Ostern. Osterfest in Mexiko ist soweit ok. Waren Osterdonnerstag und -freitag mal los, um uns was Traditionelles anzugucken. Donnerstag gab's Tänze mit Masken auf. Ist angeblich, um die Spaniards, die ja hier vor n paar hundert Jahren angekommen sind, so'n bisschen zu teasen und sich sozusagen von denen loszusagen. (War nicht so ganz meins, aber James & Karla haben’s genossen und getanzt.) Dazu muss ich sagen, dass die mexikanische Musik, die da gespielt wurde, für meine Ohren ganz grausam klingt. Da waren 3 Trompeter im Orchester und irgendwie klang das alles "n halben Ton daneben". Für meinen Mann war's auch nix, der konnte nicht mal sagen, ob's nur n halben Ton off war, oder nicht sogar mehr. Ohrenkrebs lässt grüßen, aber jedem seins. Zur Kreuzigung Jesus' am Freitag haben wir's nicht mehr geschafft, weil in Mexiko alles ein bissl langsamer läuft. Aber der Markt und das mexikanische Leben mal anzugucken waren doch überraschenderweise gut. Gab auch gezuckerte Kokosnussmilch in Beuteln, sehr lecker. Ich hatte mir auch noch an besagtem Freitag eine Kokosnuss gekauft und in meine Kameratasche gesteckt, die ich jetzt heute, eine Woche später, wiederentdeckt hab. Meine Kameratasche riecht jetzt etwas nach schimmeliger Kokosnuss, was soweit keine Freude ist, wenn man auf Kameratour unterwegs ist und da noch alle 5 Minuten ran muss.
Abschließend noch kurz zum eigentlichen Sinn unserer Reise – dem Radfahren. Ich wollte ja eigentlich spätestens am 1. April anfangen zu radeln, weil die zum Teil recht hügeligen 2000 km bis Cancun ja auch kein Zuckerschlecken sind. Hätte da doch lieber 2 Monate als 1.5 zur Verfügung. Aber es wird wohl noch zu weiteren Verzögerungen kommen, weil Michael’s Paket aus Amerika noch nicht da ist (das von meiner Mama haben am Ostermontag erhalten, auch mit Maus drin – danke noch mal an dieser Stelle) und es sich ohne Lenker und Schuhe (David) doch recht schlecht fahren lässt.
Wir haben uns jetzt bis dahin erstmal ne Auszeit genommen und sind gestern (Donnerstag) spontan nach Mexico City gefahren, aber zu unseren Erlebnissen hier, werdet ihr im nächsten Blogeintrag lesen, weil dieser Eintrag doch recht lang geworden ist.
Liebe Grüße aus Mexico, und demnächst mehr.
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