Meine Erwartungen an Kambodscha waren sehr hoch. Dieses Land stand auf meiner Liste der Dinge, die ich auf dieser Radtour mitnehmen wollte, ganz oben.
Am 24. April haben wir die Grenze bei Poipet passiert und was soll ich sagen … Man kommt aus der neu-gefundenen Zivilisation in Aranya Prathet nach Poipet. Man stelle sich eine Western-Szene vor, 2 Cowboys auf der Straße, kurz vor’m Duell, da kommt noch mal so’n Heuballen durch’s Bild geflogen. Poipet ist so ähnlich, nur ohne die Cowboys, dafür aber mit mehr Menschen, die täglich mit voll beladenen Ochsenkarren, Fahrrädern, Motorbikes oder FW-Drive/ Jeeps über die Grenze huschen, ein paar Touristen, die am Zoll anstehen, um ein Visum zu bekommen, jeder Menge Casinos (weil Glücksspiel in Thailand verboten ist, trifft man hier vorwiegend Thailänder an) und natürlich, nicht zu vergessen, aufwirbelnder Sand/ Dreck/ Staub (oder wie man es auch immer nennen mag). Ich muss ehrlich sagen, dass ich noch nie so viel Sand in den Augen hatte, nicht mal in den windigen Dünen auf Grand Canaria. Aber, was will man meckern. Ist man erstmal raus aus Poipet, dann wird die Straße schön (neu geteert), alles ist flach, d.h. wir hatten 1 Hügel, und Radfahren war easy … all the way to Siem Reap. Wäre da nicht der Verkehr, der wie folgt beschrieben werden kann: Jeder A*** hat ne Hupe und weiß sie auch zu benutzen. Schrecklich!!!
Angekommen in Siem Reap, wird man von losem Sand auf der Straße begrüßt, der einem, dank des zufällig aufkommenden Wirbelsturms der Klasse 3, auch schon wieder in die Augen fliegt und obendrein auch noch an Armen und Beinen zwiebelt. Der etwas später einsetzende Regen kam dann als willkommene Erlösung. Klatschnass und relativ erschossen vom Tag, haben wir uns dann in einem kleinen Gasthaus, in ruhiger Umgebung, 300m von der Pubstreet, niedergelassen. Und zu unserer Überraschung gab’s ein „western“ Restaurant neben dem anderen … Italiener, Mexikaner und was man sonst gern noch so essen möchte. Das war mal wieder „richtiges Essen“ nach all den langen zehrenden Wochen des fried rice. Außerdem gab’s free wifi in fast jedem Restaurant!!! Spitze!!! Möchte man da rufen. Nur schlecht, wenn das wifi so langsam ist, dass man nicht mal google auf kriegt oder einen gar nicht erst in net-adressen rein lässt – ergo kein gmx und kein studivz (facebook auch nicht, weil zu großer Datenstrom). Das sollte sich übrigens auch im restlichen Cambodia nicht ändern. Letztendlich sind wir 14 Tage in Siem Reap geblieben, nachdem wir die ersten 7 mit Durchfall zu kämpfen hatten und die zweiten 7 Angkor Wat widmen konnten.
Unseren ersten Tag des 7-Tage-Tickets haben wir auf dem Fahrrad verbracht. Wir haben das Gelände unsicher gemacht, geguckt, wie weit die Tempel auseinander liegen und abends einen Plan erstellt, was wir in der kurzen Zeit alles besichtigen wollen. Natürlich wussten wir vorher, dass das Gebiet groß sein würde, aber so riesig … 46 km hat unser kleiner Fahrradcomputer am Ende des Tages angezeigt. Angkor Wat ist der Name des Haupttempels in der Ancient Angkor City. Unserer Meinung nach, und nach ausgiebiger Begutachtung Angkors, war dieser „gar nicht so beeindruckend“, sprich: alle anderen Tempel imponierten uns viel mehr – wie z.B. the Bayon, Ta Prohm und Ta Keo oder auch Thommanon sowie the Leper King Terrace. Aber das ist, wie gesagt, unsere subjektive Meinung. Macht euch selbst ein Bild … Fotos sind jetzt im Netz.
Die $60 für die 7 Tage haben sich voll und ganz rentiert. Wer nicht so lange bleiben will und auch nicht zu viel Geld investieren möchte, kann sich immer noch für das 1-Tag-20$-Ticket oder das 3-Tage-40$-Ticket entscheiden. Man muss aber auch hier beachten, dass das 1-Tag-Ticket bei weitem nicht ausreicht, um alles zu sehen. 3 Tage sind schon besser und wenn man sich beeilt und alles straff rafft, dann schafft man Angkor auch in 3 Tagen.
Der Weg nach Phnom Penh gestaltet sich schwierig, aufgrund starken Gegenwindes und Regens. Trotzdem haben wir einen 95 km-Tag dabei – unseren ersten. Und ausgerechnet an dem Tag streikt mein Fahrradcomputer! So ein Dreck aber auch!!! Zugegeben, wir haben ein wenig Hilfe an dem Tag – ein Traktor (mehr ein Traktorverschnitt) lässt uns 25 km in seinem Windschatten mitfahren. Das waren 25 km fast ohne Wind und Regen, d.h. aber auch ½ Meter hinter’m Hinterrad fahren, was irgendwann Konzentrationsfähigkeit kostet. Für die letzten 130 km vor der Hauptstadt haben wir uns entschieden einen Bus zu nehmen, da es mir mal wieder (wie an so vielen Tagen in Kambodscha) nicht gut geht und David (schon wieder) eine gebrochene Speiche hat. Wer sich jetzt noch erinnern kann, wie sehr ich Busfahren mag, der weiß auch, wie die 2 Stunden Bustour endeten – Gott sei Dank war der Bus modern mit Klimaanlage und Toilette.
Phnom Penh an sich ist eigentlich recht kompakt, alles in laufbarer Entfernung. Trotzdem kann man sich auch hier im Tuk Tuk die Stadt ansehen. Auch Kambodschas Hauptstadt kann einen Palast, ne Silver Pagoda und ne Menge Wats aufweisen, die wir aber nach kulturellem Übermaß an Tempeln etc. einfach nicht mehr besichtigen konnten. Dafür war ein Besuch im National Museum ein interessantes Ereignis und die Besichtigung des S21 Tuol Sleng Genocide Museum durfte nicht fehlen. Wer nicht weiß, wer Pol Pot ist und was der gute Mann alles Schreckliches vollbracht hat, kann das gern mal ausgooglen.
Der Weg von Phnom Penh zur Grenze war relativ beschwerlich – schlechte Straßen und Gegenwind. Resultierend daraus habe auch ich nun eine gebrochene Speiche. Außerdem hatte ich nach dem 1 Tag geschwollene Striemen am Hintern, als hätte mir David eins mit der Peitsche übergebraten – trotz eines Gelsattels … zszszs – wo soll das mal noch hinführen. Die Schwellungen waren Gott sei Dank am nächsten Tag weg, aber der Schmerz bleibt …
Gesundheitstechnisch haben wir Kambodscha, wie schon oben angedeutet, nicht ganz astrein überlebt. Die erste Woche in Siem Reap quälten wir uns mit Diarrhöe, die bei David so schlimm war, dass wir ihm Antibiotika in der Apotheke besorgten, die man in Kambodscha auch ohne Rezept bekommt. Die zweite Woche in Siem Reap konnte ich einen Bauch vorweisen, der mich aussehen lassen hat, wie 6. Monat Schwangerschaft. Als ich dann auch noch auf der Straße gefragt wurde, wann es denn soweit ist, war dies das eindeutige Zeichen, wiederum besagte Apotheke aufzusuchen und nach Antibiotika zu fragen. Der Blähbauch ging dann auch nach einer Woche weg, dafür gab’s kostenlos Wassereinlagerungen in Oberschenkeln und Po, was relativ lustig aussieht, wenn man bedenkt, dass der Oberkörper normal ist – ich sage nur Stichwort: Kegelstumpf!!! Wir warten jetzt ab, dass auch dieses Erscheinungsbild abklingt. (Nachtrag: Nachdem ich aufgehört habe, das Zeug zu nehmen – insgesamt 3 Wochen – kann ich sagen, so langsam schwillt alles ab … laaaaannnggggssssaaaam)
Alles in allem kann ich aber sagen: Kampuchea ist einfach ein einmaliges Erlebnis.
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